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Wohin der Wind mich trägt – oder ich mich selbst

Warm, etwas kühler, wieder warm, wieder etwas kühler, warm … immer noch warm …

Was sich anhört wie ein Suchspiel, ist das, was ich in meinem Gesicht und an meinem Körper spüre, während ich unter dem Blätterdach eines Waldweges her spaziere.

Ich bin mitten in den letzten Vorbereitungen für meine Frankreich-Reise und habe eigentlich gar keine Zeit für Spazierengehen. Aber ich nehme sie mir – und bin überrascht, dass ich überhaupt an etwas anderes denken und abschalten kann.

Und vor allem bin ich überrascht darüber, dass mir dadurch sogar Gedanken kommen, die ich anschließend aufschreiben will. Wahrscheinlich habe ich das auch Steffi zu verdanken, meiner Berliner „Mama“, bei der ich gestern noch Sachen untergebracht habe und die mich lächelnd fragte: „Schreibst du eigentlich wieder deinen Reiseblog?“.



Gute Frage. „Schreibe ich ihn?“, frage ich mich selbst – wohl merkend, dass ich eigentlich schon dabei bin. Und dann wird es mir bewusst: „Ja man, ich schreibe wieder! Vorbereitungs-Blog-Post – here I come …!“

Der Wind bewegt das Blätterdach über mir in sekundenschnelle hin und her, es raschelt, und die Intensität an Wärme, mit der die Sonne auf meiner Haut landet, ändert sich mit jedem Schritt.

Im Schatten bin ich geschützt, vor der Sonne und der Wärme. Kurz darauf, wenn die Sonnenstrahlen mein Gesicht berühren, spüre ich Energie, tanke auf, verlasse die geschützte Komfortzone. Genieße die Sommerankündigung, bis es mir zu warm wird.

Nur ein Schritt weiter, oder ein Windstoß, und ich bin wieder im Schutz der Blätter. Manchmal entscheide ich selbst, meist der Wind.

Ich freue mich darüber, dass ich das wahrnehme, denn ich dachte ich kann keinen klaren Gedanken abseits der Reiseplanung mehr fassen. Vielleicht denkt manch einer auch beim Lesen „OK jetzt dreht sie völlig ab“. Aber gut, das dachte man schon von vielen literarischen Genies, haha!

Ich denke darüber nach, dass wir selbst entscheiden, ob wir im Schutz des Blätterdaches sein möchten oder ob wir uns aus unserer Komfortzone heraus an eine vielleicht sonnigere, energiegeladenere Stelle begeben – wie wenn wir etwas tun, das uns Energie gibt, anstatt sie uns zu rauben.

Dass es aber auch wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass zu viel Sonneneinstrahlung und Hitze – so schön warm und anregend sie auch ist – im Übermaß nicht gut für unseren Körper sind. Und dass wir deshalb ausreichend Schattenpausen benötigen, für die wir mitunter auch selbst verantwortlich sind.

Das ist das Gute in meiner Situation: Ich kann es selbst entscheiden. Jetzt in diesem Moment, aber auch im Leben. Der Wind sorgt für die kleinen zufälligen Sonnenbäder, aber ich selbst entscheide, ob ich auf dem Weg generell mehr Sonne oder Schatten benötige.

Bis ich das entscheiden konnte und mir auch bewsusst darüber wurde, dass ich es (im Moment) selbst entscheiden kann, hat es etwas gedauert. Aber jetzt bin ich mir meiner luxuriösen Situation umso klarer. Und das ist – trotz allem Vorbereitungsstress – ein echt wahnsinniges Gefühl. Gut. Wohlig. Vertrauensvoll mit mir selbst.

Die Entscheidung, wieder mal meine sieben Sachen zu packen, die Wohnung zu vermieten und für ein paar Monate nach Frankreich zu gehen, um dort zu surfen und zu arbeiten, hört sich cool an. Dabei muss ich aber auch erwähnen, dass es viele Nerven, Zweifel und die ein oder andere Träne gekostet hat – auch wenn ich gerne lässiger gewesen wäre. Es ist eben eine Entscheidung, an der auch viel Geld hängt (und auch das entscheide ich selbst, indem ich in ein vergleichsweise teures Land zur Hochsaison reise) – das vergisst man ja im ganzen lässigen digitalen Surfnomaden-Lifestyle auch gerne mal.

Zum Glück sind die Zweifel vergleichsweise schnell verflogen. Das Geld damit leider auch, haha.

Ich weiß nicht unbedingt oft was ich eigentlich will, hab eher selten einen Plan und bin mir oft unsicher, welcher mein Weg ist. Dass ich nach Frankreich muss, war aber von Anfang an klar. So klar, dass ich nie auf die Idee gekommen bin, ob ich vielleicht woanders hin will (das hatte ich früher beispielsweise des Öfteren).

Wenn ich mir heute ganz bewusst diese Frage stelle, ob ich vielleicht doch woanders hin will, ist es glasklar: Will ich nicht. I want France! Und Surfen! Und pain au chocolat! Und marché! Und Subjonctiv! … Gut, übertreiben wir’s nicht.

Craving France

Es ist komisch, das alles auszusprechen, weil ich mich selten so entschiedene, (selbst)sichere Worte sagen höre. „Ich weiß auch nicht“ scheint lange her. Und kommt wahrscheinlich doch gleich morgen früh wieder, wenn ich entscheiden soll, was ich in meinen Koffer packe.

Ich gehe weiter den kleinen Waldweg entlang, genieße den Frühlingstag.
Ich vertraue mir, die richtigen Schritte zu gehen. Den Rest überlasse ich dem Wind.

Enjoy
Tina

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